Ihre Meinung zum Thema Migrationsdebatte
Wir haben Sie im letzten Newsletter gefragt, wie Sie die aktuelle Debatte über das Thema Migration wahrnehmen. Hier einige Auszüge aus Ihren Antworten:
Was mir große Sorgen macht, ist, dass so das Thema Migration zum Hauptthema der Wahl wird und dass u.a. die dringenden Maßnahmen zur Bewältigung und Abschwächung der Klimakrise hinten runterfallen. Wobei -abgesehen von den Kriegen- genau diese den Zustrom von Asylsuchenden in den nächsten Jahrzehnten noch in einem hohen Maß vergrößern wird. Die Bewältigung der Aufnahme von Geflüchteten ist komplex und da gibt es keine einfachen Lösungen. Sie ist historisch entscheidend in diesem Jahrhundert und die Frage ist, ob die Menschenrechte dabei beachtet werden oder es immer unmenschlicher zugehen wird. Die Anfänge von Gewalt und Unmenschlichkeit gegenüber Geflüchteten sehen wir schon an den EU Außengrenzen. (...) Auf was ich noch aufmerksam machen möchte: Es wird in der Debatte immer wieder die potenzielle Gefahr durch gewaltbereite Migranten als Argument eingebracht. Mich verwundert, dass nicht darüber gesprochen wird, dass die Attentäter rundweg Männer sind. Unter der Zurückweisung von Flüchtenden werden aber besonders Frauen und Kinder leiden.
Es gibt in Deutschland immer mehr Femizide, also Morde von Frauen meist durch Partner oder Expartner. Deren Zahl übertrifft die Opfer der Attentate um ein Vielfaches. Bis jetzt kam noch keine/r auf die Idee, wegen diesem (häuslichen) Terror gegen Frauen alle Männer aus Deutschland zu verbannen.
Susanne Weik
Es gibt jedoch weltweit große Unterschiede in den Lebensbedingungen. Es ist ein physikalisches Gesetz, daß ungleiche Zustände nach Ausgleich streben, über ihre Trennungsgrenzen hinweg einen Migrationsdruck erzeugen. Im Sozialen ist das genauso. Wenn man Migration über ein gewisses Maß hinaus für problematisch hält - und dafür gibt es durchaus Gründe außerhalb von Fremdenfeindlichkeit -, dann gibt es zwei Wege, sie zu verringern: Zum einen durch die Befestigung und Abriegelung der Grenzen, zum anderen durch den Abbau der ungleichen Verhältnisse, also der sozialen und materiellen Lebensverhältnisse in den verschiedenen Ländern und Weltregionen. Der erste Weg führt unausweichlich zu einer weiteren Verschärfung der ungleichen Druckverhältnisse. Das liegt nicht zuletzt an der Semipermeabilität der Grenzen: Offen für die Waren, aber geschlossen für die Menschen. (…)
Der zweite Weg erfordert, daß wir bereit sind, unseren Wohlstand und wirtschaftlichen Vorsprung, auch das angehäufte Kapital und unsere Sicherheit mit den Menschen weltweit zu teilen, Machtungleichgewichte abzubauen, auf Kooperation auf Augenhöhe, statt auf Konkurrenz zu setzen. (…) Martin Luther King sagte: "Solange die Menschen irgendeines anderen Volkes nicht in Sicherheit leben, solange werden auch wir nicht sicher sein." Man könnte 'Sicherheit' auch nach Belieben durch 'Frieden' oder 'Gerechtigkeit' ersetzen. Solange wir das nicht verstehen und danach handeln, werden die Folgen unseres Handelns uns immer wieder einholen - egal welche "Lösung" wir uns ausdenken.
D.M. Daniel
Sie nervt, sie ist falsch, sie löst kein Problem, aber schafft welche. Mir scheint, sie dient nur als provokatives Ablenkungsmanöver, um ins Gespräch zu kommen, weil echtes Profil fehlt. Dabei stärkt man nur die, die eigentlich bekämpft werden sollen. Aber damit wird kein echtes Problem angegangen. Genau das wäre es aber, was unser Land, die Welt und die Demokratie brauchen würden. Die größte aller Herausforderungen, die Klimakrise, überlässt man komplett den Grünen. Eigentlich sollte man sich darum streiten, mit welchem Lösungsansatz man diese und andere Krisen bewältigen möchte. Und genau darüber sollten doch Wähler abstimmen, über Sachthemen. Die Migrationsdebatte ist lediglich ein Emotionsthema.
Dieter Emmerich
Die Debatte ist aufgeheizt und wirft alle Migranten, egal wie lange sie schon bei uns sind und wie integriert sie sind, in einen Topf. Es werden unberechtigte Ängste geschürt und Maßnahmen gefordert, die oft realitätsfremd sind und nichts nutzen ( z.B. vollständige Grenzkontrollen)
Wir brauchen angesichts der schrecklichen Attentate, zuletzt in Aschaffenburg, keine schärferen Gesetze, sondern einen besseren Vollzug bei wiederholt straffällig gewordenen Tätern. Hier liegt das Problem in allen Attentatsfällen der letzten Zeit. Bekannte Straftäter und Gefährder werden nicht hinter Gitter gebracht oder abgeschoben, sondern laufen - oft aufgrund falscher psychologischer Gutachten - frei herum und töten Menschen. Unser Staat nimmt hier - und das ist kein spezifisches Migrationsproblem - seine Schutzaufgabe gegenüber seinen Bürgern nicht ausreichend wahr. (...) Jürgen Betz
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